Ende Juli ging es endlich zum für uns ersten Formula Student Event der diesjährigen Saison. Ziel der Reise war die Formula Student Austria im österreichischen Spielberg. Die Tage und Woche davor gab es jedoch noch viel zu tun. Neben dem Testen und Vorbereiten steckten die meisten von uns noch in der Klausurenphase. Doch insbesondere das Hybridsystem benötigte ausreichend Zeit zum Testen. Rückschläge, wie ein Defekt der Platine für das Batteriemanagementsystem, sorgten für noch mehr Anspannung und Zeitdruck. Als es dann nach Österreich ging, hatte der F-117 zwar einige Testkilometer hinter sich, jedoch größtenteils ohne das Hybridsystem. Das Hybridsystem war die Wochen zuvor hauptsächlich auf einem Rollenprüfstand appliziert worden. Um noch ausreichend Erfahrungen zu sammeln und mögliche Probleme zu finden entschieden wir, dass ein Teil des Teams mit dem F-117 einen Tag später ihre Reise antreten sollte. Für den Rest ging es dann planmäßig Freitagabend los.
Wie auch letztes Jahr hatten wir wieder einen LKW dabei, um Material und Verpflegung zu transportieren. Als wir in Spielberg ankamen und dann auch der LKW eintraf, ging es erst einmal ans Aufbauen unseres Camps. Unglücklicherweise fehlten von unserem Teamzelt die Zeltstangen, die, wie es sich später herausstellte, noch in Karlsruhe waren. Diese wurden am nächsten Tag dann mitgebracht. Für jenen Abend sorgte unser Pavillon für Ersatz.
Am nächsten Morgen traf der Rest des Teams mit dem F-117 im Gepäck ein. Am Abend zuvor konnte in Karlsruhe der F-117 mit eingebauten Hybridsystem erfolgreich getestet werden. Auf dem Tagesprogramm stand zunächst das Scrutineering, welches im großen Festzelt auf der Campsite durchgeführt wird. Nach ein paar Stunden inspizieren und ein paar kleinere Nachbesserungen war die technische Abnahme erfolgreich geschafft. Auch wurde die Zeit genutzt, um unser Teamzelt und die Küche ordentlich aufzubauen und einzurichten. Abends fand die Opening Ceremony statt. Dieses Jahr nahmen bei FSA fast 60 Teams aus 16 verschiedenen Ländern teil.
Nach dem Wochenende ging es schließlich am 24.07. zum ersten Mal auf den Red Bull Ring, zur Eventsite, wo die einzelnen Disziplinen stattfanden. Zuerst bezogen wir unsere Pit, die in der Boxengasse des Red Bull Rings lag. Eine Woche zuvor war dort noch die Formel 1 zu Gast gewesen – eine fantastische Atmosphäre. Nach dem Aufbauen mussten wir zum Mechanical Scrutineering, beginnend mit dem Wiegen des Fahrzeugs. Gerade einmal 182,1 kg brachte unser F-117 inklusive dem eingebauten Hybridsystem auf die Waage. Direkt im Anschluss ging es dann zum Tilt Test. Beim Tilt Test wird der Rennwagen auf einer Platte befestigt, die sich dann bis zu einem Winkel von 60° zur Seite neigt. Dabei dürfen keine Lecks auftreten und Flüssigkeiten auslaufen. Nach einem kleineren Problem konnten wir den Test im zweiten Anlauf bestehen.
Seit dieser Saison haben wir ein paar neue Fahrer, für die FSA auch ihr erstes Event war. Den obligatorischen Driver Egress, bei welchem der angeschnallte Fahrer innerhalb von 5 Sekunden das Auto verlassen haben muss, konnte alle ohne Probleme absolvieren. Nach einer Führerscheinkontrolle (ja man muss einen Führerschein besitzen), erhielten alle ihr Fahrerbändchen. Dienstag standen die statischen Disziplinen an. Los ging es am Vormittag mit der Businessplan Präsentation, gefolgt am Nachmittag vom Cost Report und dem Engineering Design. Am späten Abend gab es für uns erfreuliche Nachrichten: Wir hatten es ins Finale des Engineering Designs geschafft, welches am kommenden Tag stattfinden sollte.
Das hieß für die beteiligten Teammitglieder noch einmal vorbereiten und volle Konzentration. Im Scrutineering konnten wir an diesem Tag dann noch den Noise Test bestehen. Für den Brake Test reichte die Zeit leider nicht mehr. Denn die Zeiten, zu denen ein Motor auf dem Gelände des Red Bull Rings laufen darf, sind begrenzt. So gilt dort die Regel „No engine running after 6 am“.
Mittwochs ging es nun endlich los mit den dynamischen Disziplinen. Nachdem wir den Brake Test bestanden hatten, mussten wir bis 12 Uhr am Mittag sowohl Skid Pad als auch Acceleration absolvieren. Ein knappes Zeitfenster, nicht nur für uns, sondern auch die anderen Teams. Leider reichte uns die Zeit nicht mehr und wir schafften nur einen der zwei Skid Pad Läufe mit einer Zeit von 5,217 Sekunden.
Bei der Acceleration konnten wir eine 4,73 fahren. Bedauerlicherweise fiel hier das Hybridsystem aus, sonst wäre sicher noch eine bessere Zeit drin gewesen. Nachmittags fand das Autocross Event statt. Auf dem mit Slalom und Schikanen abgestecktem Kurs konnten unsere beiden Fahrer eine solide Zeit von 56,564 Sekunden herausfahren.
Der Tag war jedoch noch nicht vorbei, da am Abend bereits der erste Teil der Preisverleihung stattfand. Sowohl im Cost Report als auch Engineering Design konnten wir den 1. Platz erzielen. Die Freude über den bereits seit längerem ersehnten Sieg im Engineering Design war riesig. Aber auch über 1. Platz bei Cost Report. Nach dem 8. Platz im letzten Jahr ist dies eine enorme Steigerung.
Des Weiteren konnten wir auch bei einem der Special Awards gewinnen – dem EDAG PEP Award. Die Aufgabe für diesen Preis bestand darin, den Produktentwicklungsprozess einer Komponente rund um unser aktuelles Rennauto aufzuzeigen. Dabei sollte der gesamte Entwicklungsprozess einschließlich der Idee, des Konzepts, der Entwicklungs- und Teststrategie sowie der abschließenden Validierung aufgezeigt werden. Wir hatten hierfür unsere Carbon AIP mit der dazugehörigen Crash-FHB präsentiert. Unsere versierten Teammitglieder im Bereich Chassis konnten bei einer finalen Präsentation die Jury überzeugen und den mit 2000 € dotierten ersten Platz für das Team gewinnen.
Am Donnerstag war dann der letzte Eventtag. Eine Disziplin fehlte noch – die Endurance. Bei dieser muss eine Distanz von 22 km gefahren werden. Bei der Hälfte der Distanz erfolgt dann ein Fahrerwechsel. Was von außen betrachtet relativ einfach klingt, ist in der Realität ein schwieriges Unterfangen. Bei dieser Disziplin ist ein Ausfall nichts Ungewöhnliches, der jedoch viele Punkte kostet. Um kurz nach 11 Uhr waren wir an der Reihe. Unsere beiden Fahrer fuhren sehr schnelle Zeiten. Am Ende blieb die Stoppuhr bei 21:19:938 stehen.
Abends gab es bei der Award Ceremony einiges zu feiern. So holten wir beim Autocross Event vom Vortag den 3. Platz, sowie bei der Endurance und der Efficiency den 1. Platz. In der Gesamtwertung verpassten wir knapp den Gesamtsieg und landeten auf einem starken 2. Platz. Mit den Top-Platzierungen und dem funktionierenden Hybridsystem war uns ein phänomenaler Start in die Events gelungen.