Hinter dem Formula Student Team der Hochschule Karlsruhe „High Speed Karlsruhe“ liegt eine spannende und anstrengende, aber auch erfolgreiche Saison. Zum ersten Mal haben wir während eines Wettbewerbs eine Endurance gewonnen und damit gleichzeitig den Gesamtsieg in Spanien geholt.
Aber der Reihe nach:
Nachdem wir auch schon im letzten Jahr mit einem siebten Platz in Hockenheim und einem vierten Platz in Spanien zeigen konnten, was in unserem Team steckt, wollten wir mit dem neuen Auto die Ausgangslage noch weiter verbessern.
Die Konstruktionsphase diente der Verbesserung einiger Bauteile und Komponenten aus dem Vorgängerfahrzeug. Die größten Änderungen gab es durch die Verwendung neuer Reifen am Fahrwerk, einer stärkeren Bremsanlage und durch die Anpassungen des Motors durch die Umstellung auf E85 als Brennstoff.
Nach dem Designfreeze im Januar stand für die Teammitglieder ein Bewerbungsverfahren an, bei dem schwierige Fragen aus dem Ingenieurbereich und dem Reglement beantwortet werden mussten.
Danach startete die Fertigungsphase für den neuen F-113. An 5-Achs Fräsmaschinen, Laserschneidanlagen und Drehbänken begann das Fertigungsteam, die benötigten Metallteile herzustellen. Dabei ist es für uns ein großer Vorteil, dass die meisten Bauteile vom Team selbst gefertigt werden. Das erleichtert die Kommunikation, und bei Fehlern kann sehr schnell reagiert werden.
Ein Team aus Formula-Student-Alumni im Masterstudium und aktuellen Mitgliedern entwickelte und baute für unseren Motor einen Prüfstand. Dadurch haben wir nun die Möglichkeit, direkt an der Hochschule jederzeit Zugang für Tests und Applikation zu haben. Ohne diesen Prüfstand wäre ein Umstieg auf E85 nicht möglich gewesen.
Parallel dazu starteten die verantwortlichen Subteams die Fertigung für das Monocoque und das Aeropaket mit Flügeln, Verkleidungen, Unterboden und Diffusor. Die Präsentation des neuen Renners konnte Anfang Juni vor Freunden, Sponsoren und den Mitgliedern der Hochschule stattfinden.
Die anschließende Testphase wurde durch etliche auftretende Schwierigkeiten am Fahrzeug und die Klausuren zu Semesterende erschwert.
Der Start in unseren ersten Wettbewerb war dann auch entsprechend holprig. Bei der obligatorischen technischen Abnahme des Fahrzeugs gab es einige Nacharbeit und durch größere Probleme beim Bestehen des Noise Tests verzögerte sich die Freigabe des Fahrzeugs so stark, dass wir auf unsere erste dynamische Disziplin, das Skid Pad, verzichten mussten. Das wog umso schwerer, als wir uns da große Chancen ausgerechnet hatten, da wir im letzten Jahr an gleicher Stelle den dritten Platz belegten.
Bei den statischen Events konnten wir nach einem Sieg im spannenden Finale gegen das Team der Hochschule Graz in der Disziplin Cost unseren ersten Pokal in Hockenheim nach Karlsruhe holen. Nach einem Platz im Mittelfeld beim Beschleunigungsrennen konnten wir dann wieder mit dem achten Platz im Autocross zeigen, dass unser Auto Potenzial für Größeres barg. Leider konnten wir nach den ersten vielversprechenden Runden im Endurance nach dem Fahrerwechsel nicht weiterfahren, da kurz zuvor die Halterung unserer Airbox gebrochen war. So endete der Wettbewerb in Hockenheim mit einem 30. Platz in der Gesamtwertung, als Trost blieb uns aber der erste Platz in der Disziplin Cost.
Die Woche nach Hockenheim war der Fehlerbehebung und der Optimierung des Fahrzeugs gewidmet, ein paar Testtage zeigten, dass das Auto auf einem guten Weg war.
Dann ging es zum neunten Mal nach Spanien, mit dem Ziel, die gute Platzierung aus dem letzten Jahr zu verteidigen. Die technischen Abnahmen liefen problemlos, sodass wir uns auf die statischen Disziplinen konzentrieren konnten. Ein sechster Platz im Business Plan, ein dritter im Cost und der zehnte Platz im Design Event sicherten die Grundlage für den weiteren Erfolg. Im Skid Pad erreichten wir den dritten Platz und im Autocross den fünften. Die Performance des Autos und der Fahrer hielt bis in die Endurance hinein, wo wir uns dann sehr knapp gegen das Team der Universitat Politècnica de València durchsetzen und damit unseren ersten Sieg im Endurance feiern konnten. Die anschließende Wartezeit bis zur Siegerehrung verbrachten wir dann mit Spekulationen und Berechnungen über das Gesamtergebnis. Eine gute Platzierung war uns nach den einzelnen Disziplinen sicher, aber wo wir dann landen würden war nach knappen Ergebnissen nicht klar. Spät am Sonntagabend wurden wir dann jedoch erlöst, als nur noch unser Team bei der Vergabe der Plätze übrigblieb. Die Freude und den Jubel über den ersten Gesamtsieg in einem Formula Student Event werden die Teammitglieder sicher nicht vergessen.
Nicht vergessen wollen wir natürlich auch diejenigen, die uns diese Erfahrungen und Erlebnisse erst möglich machen: Die Hochschule Karlsruhe, die uns die Möglichkeit gibt, an diesem Projekt teilzunehmen, die Sponsoren, die uns in so vielen Bereichen unterstützen und teilweise in Hockenheim und am Livestream das Geschehen mit gedrücktem Daumen verfolgen, und natürlich alle Alumni, Freunde und Verwandte, die uns mit Ihrer Unterstützung den Rücken freihalten.
Wer jetzt denkt, dass es ein gute Idee ist, sein Studium um diese tolle Erfahrung zu erweitern, darf sich gerne beim Team melden. Auch nächstes Jahr wollen wir wieder mit einem neuen Auto mit und gegen die Hochschulen aus aller Welt antreten.